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Scania IAA 2022
Scania
 
 

Elektro-Hype und Biogas-Tatsachen

Auch die LKW-Branche muss sich wandeln, CO2-Emissionen reduzieren und sagt dem Diesel daher «Adieu». Die weltweit wichtigste Messe, die IAA in Hannover, zeigt, wie die Zukunft der Nutzfahrzeugindustrie aussieht. Und in der Welt der Busse, Transporter, Trucks, Anhänger und Aufbauten spielt nicht nur Elektro, sondern auch Biogas eine wichtige Rolle.

Quelle: Scania

Rund 530’000 LKW sind in Deutschland unterwegs, davon werden aktuell nicht einmal 500 Stück von einem Elektromotor angetrieben. Dennoch präsentieren viele Hersteller an der grössten Nutzfahrzeugmesse, der IAA in Hannover, aktuell eine Fülle an Elektro-LKW. Volvo, Mercedes oder auch der chinesische Hersteller FAW wollen ab 2030 gar mindestens die Hälfte ihrer Neufahrzeuge mit Elektroantrieb auszuliefern. MAN stellt einen neuen Elektro-LKW mit einer Reichweite von 800 Kilometern vor, der 2024 auf die Strasse kommen soll. Und das Joint-Venture von Iveco und US-Hersteller Nikola will seinen E-Truck schon 2023 in Europa anbieten.

Der Elektro-Hype auf der grössten Branchenmesse ist nicht ganz freiwillig, denn die EU-Politik verlangt für schwere Lastwagen eine Verringerung des CO2-Ausstosses im Vergleich zu 2020 um 15 Prozent ab 2025 und um 30 Prozent ab 2030. Wie Hyundai, das in der Schweiz rund 50 LKW mit Brennstoffzellen-Antrieb im «Pay-per-Use»-System einsetzt, will Volvo Trucks dazu unter anderem auf Brummis mit Wasserstoffantrieb setzen. Die Kundentests der zusammen mit Mercedes entwickelten Fahrzeuge sollen 2025 beginnen – also frühestens in drei Jahren.

Iveco IAA 2022Der Iveco S-Way mit LNG-Antrieb ermöglicht mehr Nachhaltigkeit – auch im Fernverkehr. Quelle: Iveco

Dabei wird leider viel zu oft vergessen, dass man seine CO2-Austoss schon jetzt mit einer zuverlässigen und auch für den Fernverkehr tauglichen Technologie massiv reduzieren oder sogar eliminieren kann: dem CNG- beziehungsweise dem LNG-Antrieb. Mit Biogas oder Bio-LNG/LBG ist man damit selbst mit den grossen LKW heute schon nahezu CO2-neutral von A nach B unterwegs. Dem sind sich auch der schwedische Hersteller Scania und die italienische Marke Iveco bewusst. Die Italiener zeigen auf, dass man mit Technologieoffenheit am besten in die Zukunft des Schwerverkehrs fahren dürfte.

Iveco präsentiert an der IAA in Hannover Fahrzeuge mit Gas-, Elektro- und Wasserstoff-Antrieb für eine Vielzahl von Einsatzformen – vom Stadt- bis zum Fernverkehr. Mit Biogas betriebene Fahrzeuge spielen für sie eine wichtige Rolle bei der Erreichung von Nachhaltigkeits- und Netto-Null-Emissionszielen, da diese den zusätzlichen Vorteil haben, dass sie den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft ermöglichen. Zu sehen ist auf dem Iveco-Messestand ein Daily CNG-Kastenwagen für die Paketzustellung und ein S-Way Wechselbrückenfahrgestell mit LNG-Antrieb für den internationalen Fernverkehr. Der S-Way schafft dank zwei LNG-Tanks der neusten Generation à je 540 Liter bis zu 1600 Kilometer Reichweite.

Stefan Dorski, Senior Vice President, TrucksStefan Dorski, Senior Vice President und Leiter von Scania Trucks, setzt sich für Technologieoffenheit und Gasmotoren ein. Quelle: Scania

Der schwedische Hersteller Scania hat neben anderen Neuheiten zwei neue, leistungsstarke Biogas-Motoren an die Messe mitgebracht. Dies geht Hand in Hand mit der grossen Gas-Initiative von Scania zu Beginn dieses Jahres, als mehrere neue Gastanklösungen vorgestellt wurden. Die neuen 13-Liter-Motoren bieten 420 und 460 PS und decken den Grossteil des hohen Leistungsbedarfs des europäischen LKW-Marktes ab – inklusive des Fernverkehrs.

«Sattelzüge für den Fernverkehr mit Zuggewichten von 40 Tonnen können jetzt mit verflüssigtem Biogas in ihren Tanks mit Reichweiten von bis zu 1400 Kilometern rechnen», erläutert Stefan Dorski, Senior Vice President und Leiter von Scania Trucks. «Da auch die Tankstellennetze schnell wachsen, sind LKW mit Gasmotoren zu einer wirklich starken Alternative für Kunden geworden, die aus der Nutzung fossiler Treibstoffe aussteigen und ihren CO2-Fussabdruck reduzieren wollen.» Laut den Schweden reichen die Elektrifizierung und der geringere Verbrauch von Verbrennungsmotoren nicht aus, um die eigenen Ziele und die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Es müssten alle verfügbaren Mittel und Antriebstechnologien eingesetzt werden.

Scania IAA 2022Die Scania-LKW gibt es bald auch mit neuen 13-Liter-Motoren mit 420 und 460 PS. Quelle: Scania

«Wir sehen in Biogas aus wirtschaftlicher Sicht ein grosses Potenzial», erklärt Dorski. «Mit der Flexibilität, der Wirtschaftlichkeit und der Reichweite, die wir jetzt bieten können, bin ich überzeugt, dass die Kunden erkennen werden, was für eine grossartige Lösung das ist. Auch Märkte, in denen Gas früher nur eine untergeordnete Rolle spielte, verstehen jetzt, wie sehr dieser Treibstoff in den letzten Jahren an Attraktivität gewonnen hat. Der Betrieb von LKW mit Gasmotor ist im Vergleich zu anderen Alternativen einfach und bedeutet keine Abstriche bei Fahrbarkeit, Flexibilität oder Fahrerkomfort.» (pd/jas, 29. September 2022)

 

 

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