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NGVA kritisiert Klimapläne der EU

Das Klimapaket der Europäischen Kommission ist ein Schlag ins Gesicht der Biogas-Branche. Erneuerbare Treibstoffe wie Biogas oder Biomethan werden schlicht ignoriert. Das Programm «Fit for 55» sieht einen erzwungenen Umstieg auf die Elektromobilität vor.

Europäische Union FlaggenMit dem Klimapaket«Fit for 55» hat die Europäische Kommission ihre Pläne für Null Emissionen ab 2035 vorgestellt. Quelle: Europäische Union

Unter dem schnittigen Titel «Fit for 55» hat die Europäische Kommission ihr Klimapaket vorgelegt, das darauf abzielt, die CO2-Emissionen der EU bis 2030 um 55 Prozent zu senken. Es soll Europa auf den Weg bringen, bis 2050 klimaneutral zu sein. Rund 1000 Seiten dick ist der Plan, der die europäische Wirtschaft und Energieversorgung grundlegend umkrempeln will. Eine der Massnahmen ist die komplette Elektrifizierung des Strassenverkehrs.

Die durchschnittlichen Emissionen neuer Fahrzeuge sollen bis 2030 ganze 55 Prozent niedriger sein als heute. Alle ab 2035 zugelassenen Neuwagen sollen gar komplett emissionsfrei sein. Faktisch bedeutet dies das Ende des Verbrennungsmotors – weil erneuerbare, kohlenwasserstoffbasierte Treibstoffe wie Biogas oder synthetisches Methan in den Überlegungen der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen keine Rolle spielen.

Jens Andersen, Generalsekretär von NGVA Europe
Jens Andersen, Generalsekretär von NGVA Europe, kritisiert die EU-Pläne und spricht von einer verpassten Gelegenheit. Quelle: J. Andersen

«Die Europäische Kommission hat die Gelegenheit verpasst, auch den positiven Beitrag von erneuerbaren, nachhaltigen Kraftstoffen wie Biomethan bei der Bewertung der Gesamtemissionen eines Fahrzeugs zu berücksichtigen, indem sie nur die CO2-Emissionen am Auspuffrohr gemessen hat», hält Jens Andersen, Generalsekretär von NGVA Europe (Natural & Bio Gas Vehicle Association), in einer Stellungnahme fest. «Dieser Schritt kann als ein erzwungener EU-weiter Umstieg auf die Elektromobilität gesehen werden. Der Wegfall des Technologiewettbewerbs zwischen ökologisch gleichwertigen Lösungen wird zu neuen Abhängigkeiten führen, sei es von Ressourcen, Unternehmen, Märkten und Steuersubventionen.»

Die Vorschläge der Kommission müssen von den Mitgliedstaaten und vom EU-Parlament gebilligt werden. Es wird mit Diskussionen gerechnet, die weit über ein Jahr hinaus gehen.

Biogasanlage in Thinkstock - Zulkunft ErgdasBiogas und Biomethan, die beispielsweise in der Biogasanlage in Thinkstock produziert werden, finden im «Fit for 55»-Klimapaket zu wenig Beachtung. Quelle: Zukunft Erdgas

Die NGVA Europe anerkennt das Ziel, die Treibhausgasemissionen des Verkehrs drastisch zu senken. Doch die Festlegung eines ehrgeizigen CO2-Ziels ohne Anerkennung des Potenzials erneuerbarer Treibstoffe zur Senkung der Emissionen würde ein De-Facto-Verbot des Verbrennungsmotors bedeuten. Jens Andersen: «Bei der CO2-Reduktion im Verkehr geht es vielmehr um die Dekarbonisierung der eingesetzten Energie als um die zugrundeliegende Antriebstechnologie: Ein Verbrennungsmotor, der mit erneuerbaren, nachhaltigen Treibstoffen wie Biomethan betrieben wird, hat einen vergleichbaren Kohlenstoff-Fussabdruck wie ein Elektrofahrzeug oder sogar einen geringeren als dieses.»

Der gewählte Ansatz verhindert, dass die EU von den grossen Vorteilen profitiert, die sich aus den zusätzlichen CO2-Einsparungen durch erneuerbare, nachhaltige Treibstoffe wie Biomethan ergeben. Er stellt gleichzeitig nicht sicher, dass der Übergang zur klimaneutralen Mobilität niemanden zurücklässt. Jens Andersen: «Damit widerspricht die EU gleichzeitig ihrem eigenen Grundsatz der Technologieneutralität.» (sco, 15. Juli 2021)

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