Portal für klimafreundlichere Mobilität

Zukunft Gas Jonas Friedrich
Zukunft Gas/Jonas Friedrich
 
 

«Fit for 55» dank LNG und Bio-LNG

Technologieoffenheit ist nötig, damit LNG und vor allem Bio-LNG im Schwerverkehr ihren wichtigen Beitrag zu den CO2-Zielen der EU beitragen können.

LNG-Lastwagen bieten die Option einer schnellen, sofortigen CO2-Reduktion. Quelle: Zukunft Gas/Jonas Friedrich

Europa will seine CO2-Emissionen senken und steht dabei insbesondere im Verkehrssektor vor grossen Herausforderungen. Seit 1990 wurden hier keine CO2-Einsparungen mehr erreicht. Dabei sollen bis 2030 nicht weniger als 55 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Doch wie soll der dazu passende Slogan «Fit for 55» mehr als eine leere Worthülse bleiben, bei gleichzeitig wachsendem Strassengüterverkehr?

Für Wissenschaftler, Vertreter aus europäischen Institutionen und aus der Industrie ist der Weg klar vorgezeichnet. Auch auf der NGVA-Veranstaltung «Renewable Gases for Road Transport: Fit for 55» machten sie deutlich, dass die ausschliessliche Fokussierung der Politik auf die Elektromobilität nicht zielführend ist. Denn insbesondere für den Strassengüterverkehr über lange Strecken sind batteriebetriebene Fahrzeuge heute keine Alternative. Und in diesem Sektor fällt ein Drittel der CO2-Emissionen des Verkehrs an!

Zukunft Gas Jonas FriedrichTimm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas und Präsident der NGVA Europe, fordert Technologieoffenheit. Quelle: Zukunft Gas

«Um die Ziele des europäischen Green Deals zu erreichen, müssen alle verfügbaren Technologien genutzt werden», erklärte Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas und Präsident der NGVA Europe. «Bis 2030 werden gasbetriebene Fahrzeuge die einzige marktreife Technologie sein, die eine deutliche CO2-Reduktion im Schwerlastverkehr verspricht. Speditionen haben das bereits erkannt. Die starke Nachfrage von LNG-LKW führte seit 2019 zu einem extrem starken Wachstum des LNG-Absatzes.» Von 2019 auf 2020 hat sich der LNG-Absatz verdreifacht. Trotzdem wurde bis September 2021 bereits wieder die doppelte Absatzmenge von 2020 erreicht. Somit verspricht der Einsatz von LNG-Trucks eine schnelle CO2-Reduktion. Besonders attraktiv wird die Technologie durch den Einsatz von Bio-LNG, denn damit fahren LKW nahezu klimaneutral.

Denn wie beim CNG-Antrieb, bei dem mit Biogas im Tank jedes Fahrzeug nahezu CO2-neutral unterwegs sein kann, sind auch die LNG-Trucks durch den sogenannten «Fuel-Switch» von heute auf morgen auf 100-prozentige Nachhaltigkeit umstellbar, wenn sie statt des herkömmlichen Gasmixes beim LNG auf LBG/Bio-LNG setzen und somit keinen fossilen Treibstoff mehr tanken. Ein Vorteil, den clevere Spediteure und Logistiker jetzt schon bei einer Flottenerneuerung berücksichtigen. Denn dank LNG-Antrieb profitieren sie von hohen Reichweiten, zügigen Tankvorgängen und haben jeder Zeit, die Chance auf mehr Nachhaltigkeit.

Zukunft Gas Jonas FriedrichEuropaweit stellen immer mehr Spediteure und Logistikdienstleister von Diesel auf LNG um. Quelle: Zukunft Gas

Erste Bio-LNG-Produktionsanlagen wurden bereits in mehreren europäischen Ländern in Betrieb genommen, weitere befinden sich im Bau und in der Planung – auch in der Schweiz werden erste Abklärungen getroffen. Für einen erfolgreichen Markthochlauf von LNG und Bio-LNG müssen jedoch auch die rechtlichen Rahmenbedingungen gegeben sein. Die aktuellen EU-Regelungen ignorieren das Klimaschutzpotenzial von CNG/LNG und Biogas/Bio-LNG für den Schwerlastverkehr. Um emissionsarmen Antriebs- und Treibstofftechnologien zu fördern, müssen aber alle verfügbaren Technologien ihre Rolle bei der Dekarbonisierung Europas spielen dürfen. Eine Konzentration, wie bisher auf strombasierte Technologien, schränkt neue Geschäftsmöglichkeiten für Start-ups, KMU, Unternehmen und Bürger ein.

Dank Biogas oder Bio-LNG im tank sind auch grosse LKW nahezu CO2-neutral unterwegs. Quelle: Zukunft Gas/Jonas Friedrich

Nur herrschen zwischen den unterschiedlichen Technologien noch ungleiche Spiesse. «Die Emissionen werden lediglich am Auspuff gemessen, es wird also der Tank-to-Wheel-Ansatz angewendet. Ehrlicher zeigt der Well-to-Wheel-Ansatz die tatsächlichen Auswirkungen aller Antriebe auf den Klimaschutz», so Kehler. Denn der derzeitige Tank-to-Wheel-Ansatz, der die Emissionen nur am Auspuffrohr misst, führt zur absurden Situation, dass ein mit Kohlestrom betriebenes Elektrofahrzeug auf dem Papier weniger Emissionen verursacht als ein mit Biogas betriebenes CNG-Fahrzeug.

Wird künftig ein Well-to-Wheel-Ansatz angewendet, werden die tatsächlichen Auswirkungen aller Motoren aufs Klima an- und aufgezeigt – so wäre ein fairer Vergleich der Technologien möglich. «Eine unabhängige Bewertung der Technologien ist für den Schwerlastverkehr besonders wichtig, um die ambitionierten deutschen und europäischen Klimaschutzziele zu erreichen», unterstreicht Timm Kehler das Anliegen nochmals. (pd/jas, 3. November 2021)

Das könnte Sie auch interessieren

Klimafreundlichere Mobilität:
Dank unserem LinkedIn-Profil bleiben Sie am Ball!