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Grosser Wirbel um die VW-Strategie

VW will in der Wette um den Antrieb der Zukunft voll auf batterieelektrisch betriebene Autos setzen. Man arbeite derzeit an der letzten Plattform für Verbrennungsmotoren, sagte Strategiechef Michael Jost im Januar in Bern am «Tag der Schweizer Garagisten». Eine Ankündigung von Konzernchef Herbert Diess zur Zukunft von CNG sorgte in den letzten Tagen für Verwirrung.

VW Golf 8
Allen Unkenrufen zum Trotz wird der neue VW Golf 8 ab Herbst auch mit CNG-Antrieb erhältlich sein.

Diess soll vor seinen wichtigsten Führungskräften gesagt haben, dass man die Produktion von CNG-Fahrzeugen mittelfristig auslaufen lassen wolle, meldete das deutsche «Handelsblatt» am 2. März: «Volkswagen gibt die Entwicklung neuer Erdgasmodelle auf. Aktuell verkaufte Autos bekommen keinen Nachfolger mehr.» Eine Nachricht, die den Weg auch in verschiedene Schweizer Medien schaffte.

Das will der grösste PW-Hersteller der Welt und Marktleader im Bereich CNG so nicht stehen lassen, zumal der neue VW Golf 8 sowie der neue VW Caddy als TGI-Variante geplant sind und von den Konzerntöchtern Seat und Skoda für dieses Jahr verschiedene neue CNG-Modelle angekündigt sind. «Damit werden wir auch die nächsten Jahre, neben den bereits bestehenden, weiterhin CNG-Fahrzeuge anbieten», zitiert das deutsche Portal energie-und-management.de einen Konzernsprecher des Konzerns. VW habe viel Geld in die Entwicklung der Erdgastechnologie gesteckt. «Dieses Geld wollen wir wieder einfahren.» Die Äusserungen von Konzernchef Diess und Entwicklungsvorstand Frank Welsch seien auf einen «deutlich längeren Planungshorizont» hin ausgerichtet.

Frank Welsch
Entwicklungsvorstand Frank Welsch hat einen längeren Planungshorizont.

Dies bestätigte Peik von Bestenbostel, Leiter Global Group Communications bei Volkswagen, auf Anfrage von cng-mobility.ch: «Grundsätzlich gilt: Wir werden die laufenden Projekte und Fahrzeuge fortführen, planen aber keine Nachfolgeprojekte mehr.»

Fakt ist: Einen konkreten, formalen Beschluss zum Rückzug aus der CNG-Mobilität gibt es aus Wolfsburg bis dato nicht. Eine Entscheidung, wie es mit dieser klimaschonenden Technologie weitergehen wird, ist in den nächsten zwei bis drei Jahren zu erwarten. Offenbar sollen auch die einzelnen Marken ein Wörtchen mitzureden haben. Insbesondere Seat hat in den letzten Jahren eine führende Rolle in der Mobilität mit CNG und Biogas eingenommen.

Die Wette, die VW eingeht, ist riskant. Andere Hersteller halten sich mehrere Möglichkeiten offen, indem sie parallel in verschiedene Technologien investieren. Als grösster Hoffnungsträger neben dem Elektroauto gilt momentan der Brennstoffzellenantrieb. Toyota, Hyundai und Honda haben schon heute entsprechende Fahrzeuge im Programm. Neben VW hat auch Fiat verschiedene CNG-Fahrzeuge im Programm. Die Italiener befinden sich derzeit in Fusionsverhandlungen mit der französischen PSA-Gruppe. Welche Pläne sie hegen, ist noch unklar. (sco, 4. März 2020)

Lesen Sie auch den zweiten Teil zur VW-Strategie: Strategieentscheid oder taktischer Schachzug
Und den dritten Teil: Wie viel E-Mobilität hält unser Stromnetz aus

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