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Meichle + Mohr
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Spass an CNG-Fahrzeugen

Vom regionalen Rohstoffversorger ist das Familienunternehmen Meichle + Mohr zu einem kompetenten Dienstleister im Bau- und Logistikbereich gewachsen. Sein Chef erklärt: «Wir haben Spass an unseren CNG-Fahrzeugen.» Im Interview macht Geschäftsführer Stefan Meichle zudem klar, wieso er auf diese alternative Antriebstechnologie setzt und die rund 130’000 zurückgelegten Jahreskilometer beispielsweise nicht mit einem Elektro-LKW abspulen lässt.

Meichle + MohrQuelle: Meichle + Mohr

Neben Mitarbeitenden und Kunden steht beim Familienunternehmen vom Bodensee die Umwelt im Zentrum des Handelns. Klingt nach schönfärberischer Firmenstrategie und schlichten Worthülsen, aber nicht bei Meichle + Mohr! Vom regionalen Rohstoffversorger ist die Firma aus Immenstaad am Bodensee zu einem kompetenten Dienstleister im Bau- und Logistikbereich mit über 300 Mitarbeitenden gewachsen. Natürliche Ressourcen waren für das 1924 gegründete Unternehmen schon immer enorm wichtig, daher versucht man auch möglichst nachhaltig unterwegs zu sein und nutzt deshalb unter anderem LKW mit CNG-Antrieb. «Ich fahre am liebsten mit Biomethan» steht auf den Muldenkipper von Meichle + Mohr. Und allen, die hinter dem Lastwagen herfahren, wird auch gleich klar gemacht, welche Vorteile der CNG-Antrieb bringt: 90 Prozent weniger CO2 dank Biogas aus Rest- und Abfallstoffen sowie 50 Prozent weniger Fahrgeräusche.

«Wir halten die CNG-/LNG-Technologie im Schwerlastverkehr für das momentan optimale Antriebskonzept, was Praktikabilität und Umweltauswirkungen betrifft.»

Herr Meichle, was hat Sie dazu bewogen, CNG-Fahrzeuge einzusetzen – im Baubereich ist dies bislang eher ungewöhnlich?
Stefan Meichle, Geschäftsführer der Meichle + Mohr GmbH:
Wir sind ein inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen, das seine Investitionsentscheidungen schon durchdenken sollte. Daher rechnen wir und rechnen auch mal gerne mit einer temporären staatlichen Subventionierung für eine bestimmte Technik. Doch unser Hauptziel ist es unabhängig zu bleiben, dafür tragen wir ja auch selbst das Risiko. Wir halten die CNG-/LNG-Technologie im Schwerlastverkehr für das momentan optimale Antriebskonzept, was Praktikabilität und Umweltauswirkungen betrifft. Wir wünschen uns hier Gerechtigkeit in Bezug auf Förderung anderer alternativer Antriebssysteme, doch deshalb rufen wir nicht gleich nach noch mehr staatlicher Unterstützung. Das unterscheidet möglicherweise einen Geschäftsführer eines Mittelständlers vom CEO eines Grosskonzerns. Wir haben Spass an unseren CNG-Fahrzeugen. Es macht Sinn diese Fahrzeuge dort einzusetzen, wo wir eine hohe Tageskilometerleistung haben, obwohl die meisten Kunden nur in einem Umkreis von bis zu 50 Kilometer von unserer Kiesgrube am Bodensee entfernt sind.

Wären andere alternative Antriebsarten wie Elektro- oder Wasserstoff, die gerade gehypt werden, auch eine Option gewesen?
Die Batterietechnik ist nicht ausgereift. Die Lade-, Reichweiten-, Gewichts- und Lebensdauerproblematik machen den Einsatz dieser Technik im gewerblichen LKW-Verkehr untauglich. Die Ladevorgänge dauern zu lange, ausserdem fahren wir zweischichtig. Die Reichweiten gibt Volvo bei ihrem Elektro-Truck mit 350 Kilometern an. Wir fahren pro Schicht aber 450 Kilometer. Für das Mehrgewicht der Batterien von 4 Tonnen hat der deutsche Gesetzgeber zwar eine Ausnahmeregelung geschaffen. Sollten sie als Chauffeur mit einem konventionellen LKW mit 44 Tonnen fahren, gelten sie als Infrastrukturzerstörer und müssen mit den härtesten Sanktionen rechnen. Die Tatsache, dass der Batterie-LKW das dreifache eines konventionellen LKW kostet und der deutsche Staat 80 Prozent der Mehrkosten subventioniert, zeigt zudem den politischen Irrsinn Ihres nördlichen Nachbarlandes.

Wie sieht es bezüglich Wasserstoff-Antrieb aus?
Die CNG-Technologie ist nichts anderes als die Wasserstoff-Technologie. Ob Verbrennungsmotor oder Brennstoffzelle, das ist effizienz- und emissionsmässig unbedeutend. Methan CH4 ist ein Kohlenstoffatom, welches vier Wasserstoffatome an sich bindet. Stammt dieser Kohlenstoff noch aus pflanzlichen Rest- und Abfallstoffen haben wir Biogas. Nahezu sämtliche CNG-Tankstellen in Deutschland vertreiben inzwischen Biogas.

Meichle + MohrEiner der LKW von Meichle + Mohr mit CNG-Antrieb und Biogas im Tank, der somit nahezu CO2-neutral Kilometer um Kilometer abspult. Quelle: Meichle + Mohr

Wo kommen Ihre CNG-Fahrzeuge zum Einsatz und wie viele Kilometer legen sie jährlich zurück?
Wir transportieren überwiegend Schüttgüter, wie Kies und Sand sowie Recyclingprodukte. Wir setzen die CNG-Fahrzeuge auf Strecken mit hoher Tageskilometerleistung ein, jährlich sind es 130’000 Kilometer.

Mussten die Mitarbeitenden speziell geschult werden?
Nein, wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter. Sie sind selbst so motiviert, da sie sehen, dass es eine gute Sache für die Umwelt und für die Firma ist.

Meichle + MohrPro Schicht legen die CNG-Lastwagen bis zu 450 Kilometer zurück, dank den CNG-Tanks an Bord ist dies problemlos ohne Tankstopp möglich. Quelle: Meichle + Mohr

Die tanken nicht etwa CNG, sondern sogar Biogas für eine noch grössere CO2-Reduktion – warum und lohnt sich das wirtschaftlich?
Der Biogas-Anbieter kann günstiger sein, da er CO2-Zertifikate verkaufen kann, die ein konventioneller Anbieter kaufen muss. Ausserdem gibt es in Deutschland noch eine Steuer- und Mautreduktion für CNG und alternative Antriebe. Natürlich wissen das auch die Fahrzeughersteller und wollen einen Teil davon für ihr Investment in ein Nischenprodukt als höhere Marge zurückhaben. So ist für uns der wirtschaftliche Vorteil überschaubar. Es ist übrigens ein Jammer, dass die Schweiz hier vom Zertifikatshandel ausgeschlossen wurde.

Bei Kippern sind leistungsstarke Nebenaggregate gefragt, funktionieren die auch mit Biogas oder gab es hier spezielle Herausforderungen?
Die Hydraulikpumpe wird über den Motor angetrieben, diese Kräfte spielen aber im Verhältnis zum Fahrzeugvortrieb eine untergeordnete Rolle.

Meichle + Mohr Allen, die hinter den Trucks des Familienunternehmes aus Immenstaad am Bodensee herfahren, werden die Vorzüge des CNG-Antriebs klar gemacht. Quelle: Meichle + Mohr

Welche Erfahrungen haben Sie mit den CNG-Fahrzeugen gemacht und wie zufrieden sind Sie damit?
Durch die höheren Temperaturen bei der Methanverbrennung im Motor, gab es anfangs Ausfälle bei den Zündmodulen, diese hat der Hersteller jedoch in Griff bekommen. Seitdem laufen die Fahrzeuge problemlos.

Mit Ihrem Engagement für die Umwelt setzen Sie ein Zeichen. Wie fallen die Reaktionen aus, beispielsweise von Kunden, Mitarbeitenden oder weiteren Partnern/Konkurrenten?
Unsere Mitarbeiter stehen voll hinter ihrer Firma. Kunden und Wettbewerber werden uns genau beobachten. Ich hatte sicherlich den Vorteil, dass ich schon seit zehn Jahren Erfahrung im Privaten mit einem Fahrzeug mit CNG-Antrieb habe und mir der Umgang somit vertraut war. Die CNG-Technologie geht leider, was die öffentliche Wahrnehmung betrifft, im Medienhype um die Batterieelektrik unter. Wir setzen dennoch drauf, da wir davon ausgehen, dass die von Umweltverbänden und Politik propagierte einseitige Energiewende mit Wind und Sonne, gegen die Mauer fährt. Auch preisliche- und versorgungstechnische Probleme, die der aktuellen geopolitischen Situation geschuldet sind, werden nicht ewig anhalten.

«Dass der Batterie-LKW das dreifache eines konventionellen LKW kostet und der deutsche Staat 80 Prozent der Mehrkosten subventioniert, zeigt zudem den politischen Irrsinn Ihres nördlichen Nachbarlandes.»

Sie unterhalten eine eigene Reparaturwerkstatt. Was hat der Einsatz von CNG-Technik in diesem Bereich für Auswirkungen?
Auch bisher haben wir nicht alle Reparaturen selbst abgedeckt. Da aber unser bisheriger Hauptlieferant mit dem Stern keine CNG-Fahrzeuge anbieten wollte, müssen wir auch unsere Werkstatt nach und nach auf andere Fabrikate umstellen. Aktuell absolvieren die CNG-Fahrzeuge ihren Service über einen Wartungsvertrag bei einer externen Werkstatt. (jas, 10. Februar 2022)

 

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