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Dänen verwandeln Abfall in Rohstoff

Unter anderem die grösste Biogasanlage der Welt sorgt in Dänemark für eine klimafreundlichere Energieversorgung – bereits heute hat das kleine Land an Nord- und Ostsee daher den grössten Biogasanteil weltweit. Trotzdem baut man den Biogassektor gezielt noch weiter aus.

So idyllisch wie Nyhavn, eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt Kopenhagen, präsentiert sich in Dänemark dank Biogas vielleicht auch die bald die Energieversorgung. Quelle: CNG-Mobility.ch

In Norden und frei nach William Shakespeare ist wirklich etwas «faul im Staate Dänemark». Doch das hier etwas fault, hat seine positive Seite: Mittlerweile hat Biogas im 5,8 Millionen Einwohner zählenden kleinen Königreich schon einen Anteil von 40 Prozent am Gasgesamtmarkt des Landes. 2021 lag der Biogasanteil noch bei rund 25 Prozent. In rund zehn Jahren sollen es sogar 100 Prozent Biogas sein. Somit helfen die vielen Kühe und Schweine mit ihrer Gülle, den Dänen den Weg zur Energieunabhängigkeit zu ebnen.

Kein Wunder daher, dass die bisher grösste Biogasanlage der Welt im August 2019 im dänischen Korskro von Nature Energy in Betrieb genommen wurde. Sie steht in Südwestjütland, einem der viehreichsten Gebiete Dänemarks, was eine stabile Versorgungsbasis und die besten Voraussetzungen für eine gute, nachhaltige Gasproduktion liefert. Korskro verarbeitet jährlich etwa 710’000 Tonnen Biomasse, die in den sieben Reaktorbehältern mit einem Fassungsvermögen von jeweils etwa 9500 Kubikmetern zu Biogas vergoren werden.

Kühe und Schweine mit ihrer Gülle ebenen den Dänen den Weg zur Energieunabhängigkeit. Quelle: CNG-Mobility.ch

Zudem wird hier ein Teil des Biogases, der in der Aufbereitungsanlage abgetrennt wird, auch gereinigt und damit reines, biogenes CO2 gewonnen. Dieses kann für die unterschiedlichsten industriellen Zwecke genutzt werden, beispielsweise für die Herstellung von Bier oder auch von kohlensäurehaltigem Mineralwasser. Die neue CO2-Anlage der Firma Strandmøllen A/S ist so gross, dass sie etwa ein Drittel des dänischen Verbrauchs an industriellem CO2 decken kann.

Ole Hvelplund, seit 2013 CEO des dänischen Unternehmens Nature Energy, will die Klimawende weltweit dank Biogas vorantreiben. Quelle: Nature Energy

Im Laufe der Jahre hat sich Nature Energy zu einem wichtigen Akteur im Bereich der grünen Transformation entwickelt, betreibt inzwischen 13 Biogasanlagen in Dänemark und eine in Frankreich. 4,4 Millionen Tonnen Biomasse wurden 2022 aufbereitet und in mehr als 181 Millionen Kubikmeter grünes Gas verwandelt. Damit könnten 157’000 Haushalte klimaneutral beheizt werden oder 8000 Busse jährlich je 30’000 Kilometer nahezu CO2-neutral zurücklegen! «Wir von Nature Energy wollen Biogas auf globaler Basis produzieren», erklärt Ole Hvelplund, seit 2013 CEO des dänischen Unternehmens. «Unser Ziel ist klar: Wir werden eine bedeutende und aktive Rolle bei der Transformation des Energieverbrauchs in der ganzen Welt spielen.»

Die neuen Biogasaufbereitungsanlagen, die in Kvaers und Kong installiert werden sollen, ähneln der Anlage in Korskro in Dänemark, die Wärtsilä 2018 geliefert hat und die von Nature Energy betrieben wird. Quelle: Nature Energy/Claus Haagensen

Bei Nature Energy arbeitet man ausserdem intensiv an der Power-to-X-Technologie. Damit könnte man das Gasnetz quasi in eine grosse Batterie für grünen Strom verwandeln. «Dies wird dazu beitragen, das zentrale Problem der Speicherung zu lösen», ist Ole Hvelplund überzeugt. «Wenn wir das Biogaspotenzial mit überschüssigem Strom aus Solarzellen und Windturbinen kombinieren, können wir PtX erzeugen, und das macht es zu einer riesigen grünen Ressource für den grünen Übergang. Arbeiten wir im gesamten Energiesektor eng zusammen und nutzen alle Technologien, können wir den dänischen Gasverbrauch bereits im Jahr 2034 CO2-neutral machen – sechs Jahre früher als erwartet.»

Quelle: ARD

Das dänische Beispiel macht Schule und weckt vor allem Interesse im Rest Europas. Der deutsche Fernsehsender ARD widmete dem zukunftsträchtigen Biogaskreislauf der Dänen eine Reportage im «Europamagazin» vom 13. November 2022. Der Beitrag zeigt nicht nur auf, wie Bauern wie Peter Høj helfen, regionales, grünes Gas für eine grössere Energieunabhängigkeit und eine tiefere Umweltbelastung zu produzieren. Er macht auch klar, dass der Ausbau der Biogasproduktion eine Win-Win-Situation ist. Denn der Tanklaster, der bei Bauer Høj Gülle holt, bringt später vergorene sogenannte Gärgülle von der Biogasanlage zurück. Diese ist im Vergleich zur herkömmlichen Gülle für Pflanzen besser aufnehmbar und emissionsärmer. Der Däne kann sie anstelle von teurem herkömmlichem Dünger auf die Felder ausbringen – nur einer von vielen Vorteilen, die das dänische Kreislaufmodell bietet.

Wie zukunftsträchtig Biogas und dessen Herstellung ist hat auch der Energieriese Shell erkannt und daher diese Woche bekannt gegeben, dass er den dänischen Biogasproduzenten Nature Energy für fast zwei Milliarden Dollar übernehmen wird, um sein kohlenstoffarmes Geschäft angesichts des wachsenden Interesses an Biogas zu stärken. (pd/jas, 29. November 2022)

Die bisher grösste Biogasanlage der Welt wurde im August 2019 im dänischen Korskro von Nature Energy in Betrieb genommen. Quelle: Nature Energy

 

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