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Hofdünger für die Mobilität
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Vom Hof direkt in den Tank

Das Potenzial von Hofdünger für die Biogasproduktion ist enorm. In der Schweiz wird es (noch) zu selten genutzt, kommt ein White Paper von Schweizer Fachleuten zum Schluss. In den USA entsteht derweil mit Schweizer Technologie gerade ein Grossprojekt: Im Bundesstaat Wyoming wird eine Anlage gebaut, welche durch die Nutzung von Gülle und Dung von 6500 Milchkühen ab Sommer 2022 klimafreundlichen Treibstoff im grösseren Stil liefern wird.

Hofdünger für die MobilitätDas durch Hofdünger gewonnene Biogas kann sogar gleich auf dem Hof wieder genutzt werden, etwa durch einen CNG-Traktor wie den New Holland T6 Methan Power. Quelle: New Holland

Obwohl die Biogastechnologie eine hoch entwickelte und bereits einsatzbereite Technologie darstellt, ist die Nutzung von Hofdünger als Energiequelle in der Schweiz noch sehr begrenzt. Die anaerobe Vergärung (AV) ist eine vielversprechende Technologie, um erneuerbare Energie in Form von Wärme, Elektrizität und Treibstoff aus Hofdünger zu erzeugen. Ausserdem verbessert AV sogar die Düngerqualität und reduziert den Einsatz von Mineraldünger.

In einem White Paper analysierte das Kompetenzzentrum Biosweet mit der Unterstützung der Schweizer Agentur für Innovationsförderung die Situation hierzulande, um unter anderem die Gründe für die geringe Nutzung von Hofdünger als Energiequelle in der Schweiz zu ermitteln und Möglichkeiten zur Verbesserung aufzuzeigen. Das Resultat: Die Nutzung von Hofdünger für energetische Zwecke könnte viel grösser sein! Das theoretische Potenzial liegt bei satten 49 Petajoule (PJ) Primärenergie pro Jahr. Etwa 27 PJ davon könnten nachhaltig für die Energiegewinnung mobilisiert werden. Dazu müssten jedoch die Schweizer Biogasinfrastruktur ausgebaut und bestehende Investitionsanreize verbessert werden.

Hofdünger für die MobilitätZusätzliche Biomasse für die Treibstoffproduktion wird hier in der Schaffhauser Gemeinde Thayngen beim Hof von Christian und Andrea Müller-Studer angeliefert. Quelle: CNG-Mobility.ch

Zwar gibt es einzelne Projekte, wie beispielsweise die erste Biogas-Inseltankstelle in Thayngen, aber insgesamt noch eine viel zu tiefe Biogasproduktion. Gemäss Biomasse Suisse gibt es hierzulande rund 120 landwirtschaftliche und 29 gewerbliche Biogasanlagen, die Grüngut vergären, sowie 21 industrielle Abwasseranlagen. «Wer reines Biogas tankt, ist ähnlich umweltfreundlich unterwegs wie jemand, der mit Sonnenstrom fährt», nennt GLP-Nationalrätin Barbara Schaffner, Präsidentin von Biomasse Suisse, einen der wichtigsten Vorteile des lokal produzierten Treibstoffs. Dieser hilft ausserdem, die Abhängigkeit von ausländischen Energieimporten zu senken, lokal Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu schaffen und kann erst noch die CO2-Emissionen senken!

Während in der Schweiz noch über eine verbesserte Nutzung der einheimischen Biomasse diskutiert wird, nutzt man in anderen Regionen der Welt Hofdünger bereits als wichtige lokale Ressource. Die US-Tochtergesellschaft des Schweizer Cleantech-Unternehmens Hitachi Zosen Inova (HZI) und der nordamerikanische Biogas-Projektentwickler WTE LLC beispielsweise bauen derzeit eine Gasaufbereitungsanlage im Bundesstaat Wyoming. Ab Sommer 2022 wird hier Biogas in grossem Stil zu einem CO2-neutralem Fahrzeugtreibstoff aufbereitet. Die Anlage mit einer nominalen Durchsatzkapazität von über 960 Nm³/h wird Biogas, das durch anaerobe Vergärung von Dung und Gülle aus einem Betrieb mit rund 6500 Milchkühen erzeugt wird, zu Biomethan oder erneuerbarem Erdgas (RNG) aufbereiten. Dabei werden das im Biogas enthaltene Kohlendioxid (CO2) wie auch alle anderen unerwünschten Bestandteile aus dem Methan abgetrennt. Dieses wird dann zu RNG aufbereitet und anschliessend ins Netz eingespeist.

HZI - Hofdünger für die MobilitätDer Bau der neuen HZI-Biogasanlage im amerikanischen Bundesstaat Wyoming schreitet rasch voran. Quelle: HZI

HZI Biomethan hat in Zusammenarbeit mit der nordamerikanischen HZI-Tochtergesellschaft HZIU die dafür eigesetzte Membrantechnologie entwickelt. Zum Lieferumfang gehören neben der Membrananlage übrigens auch die Grobentschwefelung, die Rohgasvorbehandlung und die katalytische Desoxidationsanlage, eine Kompressionseinheit zur Verdichtung des Produktgases, die Installation vor Ort sowie die Programmierung und Inbetriebnahme für die Einspeisung ins lokale Gasnetz.

Die Technologie zur tiefgreifenden Transformation des Schweizers Energiesystems wäre also vorhanden, genauso wie die Biomasse selbst – nun gilt es «bloss» noch, das enorme Potenzial auch hierzulande zu nutzen. (jas, 15. März 2022)

Hofdünger für die MobilitätIn der Schweiz nutzt die Rolli Transporte AG übrigens bereits zwei Iveco mit CNG-Antrieb für ihre Milchsammeltouren. Quelle: CNG-Mobility.ch

 

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