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Biomethan aus Stroh

Stroh im Kopf, nein im Tank! Der Biokraftstoffhersteller Verbio aus Sachsen-Anhalt hat eine Methode entwickelt, um aus landwirtschaftlichen Reststoffen Biomethan zu produzieren. Die Deutschen sehen grosses Potenzial für den nachhaltigen Treibstoff.

Stroh im Tank. Klingt verrückt, ist aber beim deutschen Biokraftstoffhersteller Verbio dank der weltweit ersten Grossanlage, die aus Stroh Biomethan generiert, seit fünf Jahren Tatsache. Bereits 2001 hatte Verbio begonnen, Biodiesel zu produzieren. Vier Jahr später ergänzten die Deutschen ihr Portfolio an nachhaltigen Treibstoffen um Bioethanol und seit 2010 auch um Biomethan. Das Unternehmen mit Sitz in Zörbig (Sachsen-Anhalt) ist überzeugt, dass Biokraftstoffe einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können und so den Verkehrssektor langfristig von fossilen Treibstoffen unabhängig machen.

Verbio, kurz für Vereinigte BioEnergie AG, ist mit seinen rund 550 Mitarbeitern einer der führenden Hersteller und Anbieter von Biokraftstoffen in Europa. Im grossindustriellen Massstab stellt Verbio an drei Standorten Biodiesel, Bioethanol und Biomethan her – letzteres unter anderem aus Stroh. Heinz-Peter Küppers, bei Verbio Experte für den Vertrieb von Glycerin und Biomethan, verrät: «Wir sind überzeugt, dass nachwachsende Rohstoffe die fossilen Ressourcen künftig zum grossen Teil ersetzen können. Zudem bieten wir so auch gleich noch eine Lösung für die landwirtschaftliche Überproduktion in Europa.» Dank der Biokraftstoffe ist eine CO2-Reduktion von bis zu 90 Prozent gegenüber fossilem Benzin oder Diesel möglich. In Verbio-Anlagen werden aktuell jährlich rund 470’000 Tonnen Biodiesel, 260’000 Tonnen Bioethanol und 600 Gigawattstunden Biomethan produziert.

In zwei Bioraffinerien produziert Verbio aus Schlempe, einem Abfallprodukt bei der Bioethanol-Produktion, im grossen Stil Biomethan. Ausserdem stellt Verbio in zwei weiteren Grossanlagen Biomethan aus 100 Prozent Stroh her. Dabei werden die Rohstoffe in einen rund 8000 bis 10’000 Quadratmeter grossen Fermenter gefüllt und während rund dreissig Tagen den Bakterien zur Vergärung überlassen. «Durch eine Mono-Fermentierung müssen die Bakterien nur einen Rohstoff verarbeiten sind dadurch sehr effizient», erklärt Heinz-Peter Küppers. «Während der Vergärung entsteht ein Rohbiogas, dass bis zu 60 Prozent aus Methan besteht. Der Rest sind Kohlendioxid, Schwefel und anorganische Elemente.» Durch eine Entschwefelungsanlage und eine CO2-Abtrennungsanlage wird das Biogas danach gereinigt und auf Erdgasqualität konditioniert, so dass es ins Netz eingespeist werden kann.


So kann Verbio aktuell aus 40’000 Tonnen Stroh umgerechnet bis zu 136 Gigawattstunden Biomethan produzieren. «Dank der Verbio-Technologie reichen zwei Tonnen Stroh, um so viel Biomethan herzustellen, dass ein Mittelklasseauto ein ganzes Jahr damit unterwegs sein kann. Dabei werden 90 Prozent CO2 gegenüber dem Diesel- oder Benzinbetrieb eingespart», rechnet der Experte vor. «Allein in Deutschland bleiben bisher pro Jahr 8 bis 13 Millionen Tonnen Stroh ungenutzt. Mit diesem Potenzial könnten wir pro Jahr rund 25 Terawattstunden produzieren, was dem Treibstoffbedarf von einem ganzen Jahr für bis zu 7 Millionen Personenwagen entspricht.»

Wäre eine solche Stroh-Vergärungsanlage auch für die Schweiz ein Thema? Küppers überlegt kurz und ist eher skeptisch: «Unseren Anlagen müssen entsprechende Mengen Stroh zugeführt werden. Und dieses müssen wir aus einem Umfeld von rund 40 bis 80 Kilometern beziehen können, alles andere macht wirtschaftlich, aber auch ökologisch keinen Sinn.» (jas, 30. Juli 2019)

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