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Zartgrüne und kreuzfalsche Anreize

Schwere SUV liegen im Trend. Heute können Herr und Frau Schweizer diese auch mit gutem Gewissen fahren. Möglich macht’s das Energiegesetz. Leider ist dies zumeist nur auf dem Papier klimaschonend.

Volvo XC40 Plug-in-HybridPlug-in-Hybride, wie der Volvo XC40 Recharge P8 AWD im Bild, sind nicht per se «grün». Quelle: Volvo

Beginnen wir mit einem Beispiel: Es ist 5,05 Meter lang, 2,28 Meter breit und bringt knapp 2,5 Tonnen auf die vier angetriebenen Räder. Hinter dem mächtigen Kühlergrill brummt ein 6-Zylindermotor mit 3 Litern Hubraum. Verbrauch: 3,2 Liter Benzin auf 100 Kilometer. CO2-Emissionen: 72 g/km.

Wem das nun wie ein Märchen vorkommt, dem sei gesagt: Es ist ein Märchen. Das Fahrzeug, von dem wir hier sprechen, ist ein Ford Explorer Plug-in-Hybrid. Das Beispiel ist willkürlich gewählt. Wir hätten auch einen Range Rover Sport, einen Jeep Renegade oder einen Porsche Cayenne nehmen können. Ihnen und vielen weiteren Modellen ist gemein, dass sie als sogenannte Plug-in-Hybride angeboten werden. Neben dem Verbrenner haben sie einen Elektromotor an Bord sowie eine vergleichsweise kleine Batterie. Diese Batterie bietet genügend Saft für eine reinelektrische Reichweite von 30 bis 40 Kilometern.

«Doch sobald der Akku leer ist, schluckt der US-Schwermetaller nicht mehr 3,2 Liter Benzin, sondern mehr als 11 Liter auf 100 Kilometer.»

Dafür gibt es vom Gesetzgeber den Persilschein in Form der Energieetikette. In unserem Beispiel ist das ein «C», das in einem zarten hellgrün daherkommt. Doch sobald der Akku leer ist, schluckt unser amerikanischer Schwermetaller mit seinen satten 450 PS nicht mehr 3,2 Liter Benzin, sondern mehr als 11 Liter auf 100 Kilometer. Auf diesen Wert jedenfalls kamen die Autotester von «Blick». Halbwegs sinnvoll sind Plug-in-Hybride also beispielsweise, wenn der Besitzer zuhause lädt, einen Arbeitsweg von maximal 40 Kilometern hat und an seinem Arbeitsplatz ebenfalls laden kann. Doch: Braucht man dafür einen 2,5 Tonnen schweren Siebenplätzer?

Das Beispiel zeigt die Verzerrung, die vom Gesetzgeber bewusst in Kauf genommen wird. Der Bund setzt einseitig auf die Karte «Elektro». Offensichtlich wird dies, wenn man den Plug-in-Hybrid-SUV mit einem CNG-Fahrzeug vergleicht: Während der 2,5 Tonnen schwere Ami mit seinen 450 PS auf einen rechnerischen CO2-Ausstoss von 72 Gramm pro Kilometer kommt, betragen die Emissionen des nur 1,3 Tonnen leichten Seat Leon mit CNG-Antrieb klimarelevante 100 g/km – bei einem Verbrauch von 4,6 kg CNG auf 100 km. Diese 100 Gramm bleiben auf dem Papier 100 Gramm – selbst wenn der Seat zu 100 Prozent mit Biogas betankt wird und das Kohlendioxid, das er ausstösst, der Atmosphäre zuvor beim Wachstum der Rohstoffe entnommen wurde.

Wem das nun wie staatlich geförderter Unsinn vorkommt, dem sei gesagt: Es ist stattlich geförderter Unsinn – auf Kosten von umwelt- und klimaschonender Mobilität mit nachwachsenden Rohstoffen. (sco, 25. September 2020)

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