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Gross
François Gross
 
 

Von Biodiesel auf Biogas umgestiegen

Der Walliser Frédéric Gross versucht seit Jahren, sparsam und umweltbewusst unterwegs zu sein. Seit Kurzem fährt er nun einen VW Golf mit CNG-Antrieb.

Gross - CNG-FahrerDer Walliser Unternehmer Frédéric Gross hat sich kürzlich einen VW Golf mit CNG-Antrieb gekauft und ist begeistert vom Wagen. Quelle: François Gross

Herr Gross, Sie haben kürzlich das «Auto des Monats», einen VW Golf TGI gekauft und bereits über 10’000 Kilometer damit absolviert. Wie sind Sie zufrieden damit?
Frédéric Gross, Unternehmer und Mitglied der Genossenschaft Fahrbiogas: Ich bin sehr zufrieden mit dem Komfort und dem Fahrverhalten. Dieses Auto mit dem neuen 1,5-TGI-Aggregat wurde vom VW-Konzern hervorragend konstruiert. Für meinen Arbeitsweg fahre ich 80 Prozent Autobahn und 20 Prozent Stadtverkehr und Bergstrassen. Der durchschnittliche Verbrauch beträgt dabei 3,5 kg und dies über die ganzen bereits absolvierten 10’000 Kilometer hinweg! Das sind 24 Prozent weniger CNG auf 100 Kilometer als der für diesen Golf angegebene Werksverbrauch nach WTLP-Zyklus.

Sie haben sich auch für den elektrischen VW ID.3 interessiert. Was hat schliesslich den Ausschlag für den VW Golf mit CNG-Antrieb gegeben?
Der Komfort beim Tanken. Das heisst: drei Minuten für 500 Kilometer Reichweite anstelle von 40 Minuten an einem Schnellladeterminal für das elektrische Äquivalent von rund 77 kW. Der fast geräuschlose Betrieb des Autos ist zudem bis Tempo 100 vergleichbar mit dem ID.3. Ausserdem die sehr vernünftigen Anschaffungs- und Betriebskosten über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs. Und natürlich die günstigen ökologischen Auswirkungen einer Biogas-Nutzung.

Gross - CNG-FahrerDer VW Golf mit CNG-Antrieb von Frédéric Gross begnügte sich auf den ersten 10’000 km mit lediglich 3,5 kg/100 km. Quelle: François Gross

Stört es Sie manchmal, dass die Hersteller den Fokus nur noch auf die E-Mobilität legen und andere Technologien fast ganz ausblenden?
Absolut, wir sprechen nur über Elektromobilität, während es andere innovative Lösungen gibt, um unsere CO2-Belastungen zu reduzieren. Wie können wir einen solchen Anstieg des Strombedarfs durch die ganzen E-Autos im europäischen Netz überhaupt gutheissen? Einige Spezialisten sprechen von einem wahrscheinlichen Stromausfall, ganz zu schweigen davon, dass die elektrische Energie nicht immer sauber ist. Ich denke da an Kohle, Atomkraft sowie Windkraft mit der Kontroverse um die krebserregenden Schaufeln, die regelmässig ausgetauscht werden müssen. Biogas hat dagegen immer noch ein enormes Potenzial. Denn selbst die bei der biologischen Fermentation anfallenden Gärreste haben immer noch einen unvergleichlich hohen biologischen Wert für Landwirtschaft und Gemüsefarmen. Biogas zu produzieren, schafft sogar Arbeitsplätze und liefert damit auch einen wirtschaftlichen und sozialen Beitrag an die Gesellschaft. Wir müssten daher unbedingt mehrere Technologie-Ansätze berücksichtigen und uns nicht nur auf einen konzentrieren.

Sie sind Mitglied bei der Genossenschaft Fahrbiogas. Tanken Sie also so oft als möglich Biogas statt «nur» CNG?Absolut, ich tanke an mehreren Stationen mit 50 und 100 Prozent Biogas. Mein Durchschnitt liegt aktuell bei rund 50 Prozent Biogas. Dies ergibt Emissionen von 54 g CO2 pro Kilometer bei einem Verbrauch von 3,5 kg / 100 km und einem Gasmix mit einem Biogasanteil von 50 Prozent. Ein Tesla produziert bei einer Betrachtung der CO2-Emissionen vom Bohrloch bis zum Rad etwa gleich viel! Das Standard-CNG-Gemisch an den Zapfsäulen enthält im gesamten Schweizer Netz bereits heute durchschnittlich mehr als 20 Prozent Biogas, tankt man 100 Prozent Biogas, ist man daher sogar noch klimafreundlicher unterwegs.

Gross - CNG-FahrerFrédéric Gross hinterm Steuer seines VW Golf TGI, der logischerweise auch schon mit gazenergie-Klebern versehen wurde. Quelle: François Gross

Gibt es auch Herausforderungen als Biogas- bzw. CNG-Fahrer, zum Beispiel punkto Tankstellennetz?
Ja, die Preise an den Zapfsäulen müssten auf Schweizer Ebene standardisiert werden. Es gibt zu viele und zu hohe Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern. Darüber hinaus muss das Tankstellennetz in den Alpenregionen wie Graubünden und Oberwallis ausgebaut werden. Und schliesslich sollten Importeure und Staat ihre Prämien für den Kauf eines CNG-Autos auf das gleiche Niveau wie bei den Elektroautos anheben.

Sie sind auch sonst darauf bedacht, möglichst effizient unterwegs zu sein: Sie fahren zudem einen Audi A2 eco und einen Volvo V70 mit Biodiesel. Welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht?
Jede Menge Erfahrung, denn ich habe selbst eine kleine Pilotanlage zum Recycling von Frittieröl für den privaten Gebrauch gebaut und betrieben. Sie wird sogar vom Bund unterstützt, um Pflanzenöl als Ersatz für Diesel zu nutzen. Diese Anlage war 15 Jahre bis Ende 2020 in Betrieb. Die Fahrzeuge werden derzeit mit 100 Prozent Biodiesel aus recyceltem, heimischem Frittieröl betrieben. Die Firma MP Biodiesel aus Domdidier versorgt mich nun mit diesem wertvollen Treibstoff.

Welche Vorteile bietet Ihnen die CNG-Mobilität? Und wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihr neues CNG-Auto?
Der Golf TGI gibt mir das Gefühl, mit einer bewährten und effizienten Technologie im Hinblick auf die ökologischen Auswirkungen unterwegs zu sein. Die CNG-Technologie bietet eine globale Vision, die es vor Ort ermöglicht, einen ökologisch und sozial verantwortlichen Treibstoff zu produzieren. All dies gibt mir grosse Befriedigung. Meine Entourage ist zwar etwas überrascht, dass ich von Biodiesel auf Biogas umgestiegen bin, und fragt mich nun, ob mir der eigene Treibstoff ausgeht!!! Spass beiseite, es besteht ein klares Interesse an dieser Art des alternativen Antriebs, denn der CNG-Antrieb ist definitiv eine Option zum reinen Elektroantrieb. (jas, 27. Mai 2021)

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