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Mit Biogas-Bus ist noch nicht Schluss!

Der CO2-Ausstoss im ÖV soll weiter reduziert werden. Ein grosses Potenzial sieht man dabei noch im Busverkehr. In der Schweiz setzt man oft auf Elektro-Busse, dabei gibt’s auch neue Biogas-Modelle. An der Fachmesse Busworld Europe lanciert Iveco diesen Herbst beispielsweise den neuen G-Way mit CNG-Antrieb.

Das Bundesamt für Verkehr BAV ortet vor allem beim Schweizer Busverkehr noch CO2-Einsparpotenzial. Denn dieser schlägt gemäss BAV aktuell mit einem Anteil von rund 81 Prozent an den CO2-Emissionen im ÖV nieder. Das Ziel: Der öffentliche Verkehr soll möglichst bald ohne fossile Brennstoffe auskommen und damit CO2-neutral unterwegs sein. Die Umstellung der ÖV-Busflotte auf elektrische Antriebe ist zwar bereits im Gang, allerdings bestünden regional noch grosse Unterschiede. Während einige Verkehrsbetriebe schon weit fortgeschritten sind, stehen andere noch am Anfang. Im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Energiestrategie 2050 im ÖV (ESöV 2050) unterstützt das BAV daher die Umstellung der Antriebe sogar.

Der Zuger Baudirektor Florian Weber (links) und ZVB-Unternehmensleiter Cyrill Weber freuen sich auf die neuen E-Busse. Quelle: ZVB

Die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) beispielsweise ergänzten diesen Sommer ihre bestehende Elektro-Flotte um 19 moderne E-Gelenkbusse. Diese neuen Fahrzeuge ersetzen ältere Dieselmodelle und bringen die ZVB mit ihrer Klimastrategie einen grossen Schritt weiter. Auch an anderen Orten ist diese Ablösung der Diesel-Busse bereits im Gange oder angestossen. Bis 2035 sollen beispielsweise alle Busse in der Stadt Zürich mit Elektromotor unterwegs sein. Und auch in Basel plant man bei der BVB die Umstellung der gesamten Flotte, und zwar schon bis 2027. Doch nicht überall läuft diese Umstellung rund. Zum einen gibt’s Lieferverzögerungen bei den Elektrobussen und zum anderen kämpft man noch mit technischen Problemen. So müsste Christoph Rütimann, Leiter Technik der VBZ, im Dezember 2024 gegenüber SRF eingestehen, dass man Probleme bei den Ladestationen habe. Die Elektrobusse würden teilweise nicht oder nur ungenügend geladen. Auch Türstörungen, Ausfälle der Klimaanlage und ein Abbiegeassistent machten der VBZ zu schaffen.

Philippe Petitpierre, Präsident und Vorstandsvorsitzender der Energiapro SA (links), und Caroline Beglinger Fëderova, die Geschäftsführerin der Öffentlichen Verkehrsbetriebe VMCV SA, unterhalten sich über den Einsatz der neuen Biogas-Busse. Quelle: CNG-Mobility.ch

Erstaunlich eigentlich, dass man in der Schweiz – auch bei den Förderprogrammen – primär auf Elektro- und Wasserstoff-Busse setzt. Schliesslich gibt es mit Biogas-Bussen eine valable Option, die ebenfalls zu einer massiven Senkung der CO2-Emissionen beitragen könnte. Seit Sommer 2024 sind etwa in der Region Vevey und Montreux sechs neue Biogas-Busse im Einsatz. Da der jährliche Verbrauch der insgesamt zwölf Busse mit CNG-Antrieb durch Biogas abdeckt wird, konnten die Öffentlichen Verkehrsbetriebe VMCV allein 2024 rund 700’000 kg CO2 eingesparen.

In Rom sind 244 Solaris-Busse mit dem Cummins L9N CNG-Antrieb unterwegs. Quelle: Solaris

Europaweit sind Busse mit CNG-Antrieb weit verbreitet und sehr beliebt. Der polnische Hersteller Solaris hat zusammen mit dem weltgrössten, unabhängigen Motorenhersteller Cummins in den letzten fünfzehn Jahren allein 2000 CNG-Busse auf die europäischen Strassen gebracht. Letztes und dieses Jahr konnte Solaris insgesamt 244 Stück des Modells Urbino 12 mit CNG-Antrieb an die Verkehrsbetriebe Gubielo Spa und ATAC Roma in der italienischen Hauptstadt liefern. Auch in Madrid und Warschau kurven weitere 350 CNG-Busse von Solaris durch die Strassen und helfen so, den CO2-Ausstoss im ÖV schon heute und nicht erst in Zukunft deutlich zu reduzieren.

In der estnischen Hauptstadt hat sicher der grösste Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs TLT ganz bewusst für CNG-Busse entschieden. Quelle: Solaris

Auch in Estlands Hauptstadt Tallin, die zu einer der fortschrittlichsten Smart Cities der Welt gehört, setzt der grösste Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs in Estland – Aktsiaselts Tallinna Linnatransport – bewusst auf Busse mit CNG-Antrieb. «Sobald alle 350 CNG-Busse im Einsatz sind, werden sich die CO2-Emissionen in der Stadt um ca. 25’000 Tonnen pro Jahr verringern, was vergleichbar ist mit den Emissionen von 7000 Personenwagen mit Dieselmotor», rechnet Deniss Boroditš, Geschäftsführer von TLT vor.

Bild (v.l.n.r.): Javier Calleja, Vorstandsvorsitzender von Solaris, Deniss Boroditš, Vorstandsvorsitzender von TLT, Andrei Novikov, stellvertretender Bürgermeister von Tallinn, Otto Popel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von TLT, und Petros Spinaris, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Solaris, bei der Bestellung der neuen CNG-Busse.

Eindrückliche Zahlen, die belegen: Mit CNG-Bussen – und idealerweise Biogas im Tank –, wie dies in Vevey praktiziert wird, lassen sich ebenfalls grosse Schritte in Richtung CO2-Neutralität im ÖV unternehmen. Dass man hier ebenfalls auf eine Antriebsvielfalt und Technologieoffenheit setzten sollte und zukünftig kann, macht ebenfalls die Ankündigung von Nutzfahrzeug- und Bushersteller Iveco deutlich. Die Italiener werden an der Fachmesse Busworld Europe vom 4. bis 5. Oktober 2025 in Brüssel insgesamt sechs neue Fahrzeuge präsentieren, die repräsentativ für nachhaltige Mobilitätslösungen und eine technologieneutrale Strategie zur Dekarbonisierung des Personenverkehrs stehen, darunter auch die Weltpremiere den neuen Iveco G-Way mit CNG-Antrieb.

Die Neuheitenpalette von Iveco, die an der Fachmesse Busworld Europe vom 4. bis 5. Oktober 2025 in Brüssel erstmals zu sehen sein wird. Quelle: Iveco

Dabei handelt es sich um den schmalsten Midibus mit Biogas-Antrieb auf dem Markt. Mit 9,5 oder 10,7 Metern Länge und einer Breite von lediglich 2,33 Metern glänzt er mit hervorragender Manövrierfähigkeit und wäre ideal für den Einsatz in schwer zugänglichen Bereichen oder engen Innenstadtstrassen. Man darf gespannt sein, ob vielleicht der G-Way den Weg auch in die eine oder andere Schweizer Stadt findet oder doch primär in den europäischen «Smart Cities» wie Tallin, Madrid und Rom zum Einsatz kommen wird. (jas, 29. Juli 2025)

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