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Die neue Biogasanlage der Greeen Power Aarau AG liegt im Industriequartier Telli. Quelle: CNG-Mobility.ch
Im Aargauer Telli steht die Energiezentrale der Zukunft: Hier werden in der neuen Biogasanlage der Green Power Aarau AG nach knapp drei Jahren Bauzeit aus biogenen Reststoffen nachhaltige Energie gewonnen und gleichzeitig wichtige Stoffkreisläufe geschlossen. Hinter der Holzfassade aus regionalem Holz versteckt sich eine Biogasanlage mit einem enormen, 1800 Kubikmeter fassenden Fermenter. Jährlich bis zu 25’000 Tonnen Grüngut sowie Rüst- und Speiseabfälle aus Aarau und der Umgebung können hier verarbeitet werden. «Innerhalb von rund drei Wochen werden sie zu Biogas und Naturdünger», erläutert Markus Regez, Geschäftsführer der Green Power Aarau AG, bei einem Rundgang durch die imposante Anlage. Ausserdem produziere eine 4000 Quadratmeter grosse PV-Anlage auf dem Flachdach nachhaltigen Strom.
Ein grosser Schaufelbagger verteilt das organische Material in der riesigen Lagerhalle. Quelle: CNG-Mobility.ch
In einer der riesigen Hallen verzettelt ein grosser Bagger gerade das zuvor angelieferte Grüngut und verteilt es auf dem Hallenboden. Weitere Mitarbeitende laufen mit Abfallzangen und einem Kübel durch die Halle und greifen sich die verschiedenen Plastiksäckchen, die sich zwischen dem organischen Material verstecken. «Selbst Bio-Säckchen brauchen viel länger als die drei Wochen im Fermenter, um sich zu zersetzen, daher müssen wir sie aussortieren, bevor wir das Material durch den Schredder lassen», erläutert der GPA-Chef. «Das geht nur manuell. Daher sind wir auch im Gespräch mit verschiedenen Gemeinden, um die ganz zu verbieten.»
Das gesammelte Grüngut wird vor dem Schreddern noch manuell von Plastik-Säckchen und weiteren Verunreinigungen befreit. Quelle: CNG-Mobility.ch
Ist das Material einmal vorsortiert, geht es durch die grosse Schredder- und Siebanlage, so dass auch grössere Holzstücke noch aussortiert werden können. Ehe das restliche organische Material dann über eine Schiebförderanlage automatisch Richtung Fermenter gefördert wird. «Wir setzen auf Nassvergärung und führen der Gärgülle zudem Regen- und Dachwasser, die in einem 1000 Kubikmeter Tank aufgefangen werden, zu», so Regez. «Ist das Gärgut im Frühling nässer, benötigen weniger, an einem trockenen Sommertag logischerweise mehr, um für die Bakterien im Fermenter, die bei rund 55° Celsius ihre Arbeit verrichten, optimale Bedingungen zu schaffen.»
Bevor es im Fermenter weiterverarbeitet wird, wird das Grüngut geschreddert und gesiebt. Quelle: CNG-Mobility.ch
Nach der Vergärung fallen feste und flüssige Gärreste an, die in der umliegenden Landwirtschaft auf einer Fläche von über 600 Hektar als Naturdünger eingesetzt werden können. «Alles, was bei uns ankommt, wird verwertet», unterstreicht der Leiter der Green Power Aarau AG stolz. Gemäss der Vorgaben des Bundes muss die Gärgülle fünf Monate gelagert werden können, daher verfügt die Anlage auch über die von anderen Biogasanlagen ebenfalls bekannten runden, meist grünen Türme. Kleiner Unterschied hier: schlicht deren Dimension, denn die beiden im hinteren Teil der Anlage angebrachten Türme fassen je stattliche 4500 Kubikmeter Gärgülle. «Ein weiterer Vorteil unserer Anlage: Wir hygienisieren unseren Naturdünger und können ihn somit als hochwertigen Naturdünger ebenfalls an Bio-Bauern abgeben», erläutert Markus Regez.
Markus Regez, Geschäftsführer der Green Power Aarau AG. Quelle: CNG-Mobility.ch
Das beim Vergärungsprozess entstehende Rohbiogas wird über eine Gasaufbereitungsanlage gereinigt und entfeuchtet, bevor es schliesslich als reines Biomethan ins bestehende Gasnetz von Eniwa eingespeist wird. Es dient nicht nur als nachhaltige Energiequelle für die Heizungen von rund 1600 Haushalten jährlich, sondern wird auch zur Stromgewinnung und als Treibstoff genutzt. Hans-Kaspar Scherrer, VR-Präsident von Green Power Aarau AG, hält fest: «Im Vergleich zu herkömmlichem Erdgas werden durch diese Methode etwa 3360 Tonnen CO2 jährlich eingespart – ein entscheidender Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstosses in der Region.»
Ein automatischer Lader schiebt das organische Material Richtung 1800-Kubikmeter-Fermenter, wo es bei rund 55° Celsius vergärt wird. Quelle: CNG-Mobility.ch
Die modernste Biogasanlage in Europa wird von der Green Power Aarau AG, einem Zusammenschluss der Unternehmen Eniwa AG, Huber AG Windisch, WBM Beteiligungen GmbH und Thöni Industriebetriebe GmbH, betrieben und setzt ein klares Zeichen für eine nachhaltige Energiezukunft und die Kreislaufwirtschaft. Die Anlage zeigt aber noch etwas Weiteres: Man kann Biogas durchaus auch im urbanen Raum produzieren – und zwar ohne Geruchsbelästigung für die Anwohnenden. In den Hallen selbst herrscht zwar der typische Kompost- und Vergärungsgeruch, aber schreitet man nur schon zwei Meter aus dem offenen Tor, ist dieser wie verflogen. Der Trick: In den GPA-Hallen herrscht Unterdruck. «Wir mussten äusserst strenge Vorgaben erfüllen, was den Bau auch teurer gemacht hat, aber die Anlage ist komplett eingehaust», erläutert Markus Regez.
Ein perfekter Kreislauf: Ein mit Biogas angetriebener CNG-LKW hat soeben neues Grüngut angeliefert, aus dem wiederum neues Biogas wird, das ihn nahezu CO2-neutral fahren lässt. Quelle: CNG-Mobility.ch
«Überall herrscht leichter Unterdruck, so dass die Luft nur über einen dreistufigen Luftwäscher wieder nach aussen abgeben wird.» Auch die Substrat anliefernden LKW fahren beispielsweise extra in eine Luftschleuse rein, ehe sie das Gärgut in die Halle kippen können. Mit einem zufriedenen Lachen ergänzt Regez daher: «Wenn man also im Telli etwas riecht, ist es nicht unsere Anlage, sondern die Ara nebenan.» Mitte Mai wurde die neue Biogasanlage nun vor rund 70 geladenen Gästen aus der Gas- und Energiebranche offiziell eröffnet und Ende Mai wird sie erstes Biogas ins Netz einspeisen können. «Die Schweizer Gasindustrie freut sich darüber, dass immer neue Anlagen im Land entstehen. Gleichzeitig setzen wir uns weiterhin für klare politische Rahmenbedingungen ein, damit das Potenzial von Biogas noch stärker ausgeschöpft werden kann», hält auch Daniela Decurtins, Direktorin des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie, fest. «Hier wird Biogas lokal produziert, ist erneuerbar, klimaneutral und rund um die Uhr verfügbar – ein zentraler Baustein auf dem Weg zu Netto-Null und ein natürlicher Kreislauf für die nachhaltige und effiziente Energieversorgung.» (jas, 14. Mai 2025)
Einer der beiden je 4500 Kubikmeter an Gärgülle fassenden Tüme der Green Power Aarau AG. Quelle: CNG-Mobility.ch
Tag der offenen Tore vormerken
Wer die imposante, topmoderne Biogasanlage im Aarauer Telli ebenfalls genauer unter die Lupe nehmen möchte, sollte sich den Samstag,16. August 2025, vormerken. Denn dann findet von 10 bis 16 Uhr der Tag der offenen Tore der Busbetriebe Aarau, des Werkhofs der Stadt Aarau und der Green Power Aarau AG statt und es werden u.a. Führungen zur Besichtigung der Biogasanlage angeboten.