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Power-to-Gas-Technologie gewinnt den Watt d’Or 2020

Die Regio Energie Solothurn wurde für die biologische Methanisierung mit Archaeen im Hybridwerk vom Bundesamt für Energie BFE mit dem Gütesiegel für Energieexzellenz ausgezeichnet.

Watt d'Or 2020
Mit dem Watt d’Or zeichnet das Bundesamt für Energie die besten Energieprojekte des Jahres aus.

Das Verfahren ist nicht nur innovativ, sondern nun auch preisgekrönt: Archaeen (Urbakterien) «fressen» Wasserstoff sowie CO2 und wandeln diese in Methan um. Anschliessend wird das von «Archie» produzierte Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist, das dann jederzeit fürs Kochen, Heizen oder als Treibstoff für Autos verwendet werden kann. Das Hybridwerk der Regio Energie Solothurn und die damit verbundene Anlage des EU-Forschungsprojekts «Store&Go» gewinnen den Watt d’Or 2020 in der Kategorie «Erneuerbare Energien».
Doch von vorn: Die Regio Energie Solothurn betreibt seit 2015 das Hybridwerk in Zuchwil. Es ist ein «Praxislabor», mit dem die Verknüpfung der Strom-, Gas- und Wärmenetze gelingt – die sogenannte Sektorkopplung. Dabei stellt ein Elektrolyseur aus Wasser und Solarstrom Wasserstoff her, der in einer begrenzten Menge ins Gasnetz eingespeist werden kann. Im letzten Jahr gesellte sich die biologische Methanisierungsanlage von «Store&Go» hinzu. Darin wandeln Archaeen-Bakterien Wasserstoff aus dem Hybridwerk und Kohlendioxid aus der nahegelegenen Kläranlage zu erneuerbarem Methan um. Mit der Power-to-Gas-Technologie lässt sich in der Schweiz erneuerbares Methan für nahezu eine Million Personenwagen mit CNG-Antrieb produzieren, wie eine Studie der Empa und des Paul-Scherrer-Instituts im Auftrag des Bundesamts für Umwelt BAFU untersucht hat.

Die Bakterien, die liebevoll «Archie» genannt werden, leben dicht gedrängt – 20 Milliarden pro Milliliter – in einem 3500-Liter-Tank in einer wässrigen Lösung bei 61,5 Grad. «‹Archie› hat uns nicht nur technisch überzeugt. Er hat auch in der Kommunikation Brücken gebaut. Anhand dieser Lebewesen lassen sich komplexe technische Prozesse viel zugänglicher erklären», sagt Felix Strässle, Direktor der Regio Energie Solothurn.

 

Archie im Einsatz
Projektleiter Andrew Lochbrunner (links) und Felix Strässle beutachten ein Reagenzglas voller «Archies».

Die bauliche Integration der Anlage ins Hybridwerk war nicht ganz einfach, zumal es sich nicht um eine schlüsselfertige Industrieanlage eines Lieferanten handelt. Projektleiter Andrew Lochbrunner erinnert sich: «Der Aufbau, mit der Verlegung von hunderten Metern Kabeln, undichten Filtern, losen Schrauben, fehlender Isolation, brachte uns manchmal schon an unsere Grenzen.» Die Bemühungen haben sich gelohnt. Seit Mai 2019 produziert die Anlage erfolgreich erneuerbares Gas, das uneingeschränkt ins Erdgasnetz eingespeist werden kann.
Das europäische Forschungsprojekt wird Anfang 2020 abgeschlossen. Ob dann die Anlage in Zuchwil wieder abgebaut wird, ist noch nicht entschieden. Gerne möchte das Stadtwerk eine neue Anlage nach Industriestandard errichten. «Doch für einen Ausbau braucht es die richtigen Rahmenbedingungen, damit wir Geld in die Hand nehmen und die nötigen Investitionen tätigen können», hält Felix Strässle Richtung Politik gerichtet fest. Die Auszeichnung mit dem Watt d’Or 2020 unterstreicht die Bedeutung des Power-to-Gas-Prozesses und zeigt die vielfältige Einsetzbarkeit des Energieträgers Gas auf. Für den Umbau des Energiesystems sind Gas und seine Netze unverzichtbar.

Folgende Projekte wurden ebenfalls prämiert: Ein thermochemisches Energieversorgungsnetz im Orchideen-Gewächshaus der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Schmid Hutter AG und der Meyer Orchideen AG (Kategorie «Energietechnologien»); die Elektro-Kommunalfahrzeuge der Viktor Meili AG und der Elektro-LKW Futuricum Collect 26E der Designwerk AG (Kategorie «Energieeffiziente Mobilität» sowie das Anergienetz auf dem Campus Hönggerberg der ETH Zürich (Kategorie «Gebäude und Raum»). (pd./cst. 13. Januar 2020)

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