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Migros Ostschweiz
 
 

«Die Aufgabe definiert die Antriebsart»

Die Migros Ostschweiz transportiert täglich 8000 Paletten mit Waren: Die Trucks legen dabei rund 20’000 km/Tag zurück. Drei Lastwagen fahren dank Biogas nahezu CO2-neutral.

Migros Ostschweiz
Migros-Chauffeur Arif Sabic tankt einen der CNG-Trucks mit Biogas der St. Galler Stadtwerke.

Die Migros gehört auf der Schiene und der Strasse zu den bedeutendsten Playern im schweizerischen Gütertransport. In der Ostschweiz setzt sie nun drei Trucks mit Gas-Antrieb ein und weil diese drei Fahrzeuge Biogas der St. Galler Stadtwerke tanken, sind sie nahezu CO2-neutral unterwegs. Damit leistet die Genossenschaft Migros Ostschweiz GMOS, für die auf den täglich 200 Touren über 8000 Paletten an Gütern transportiert und so bis zu 20’000 km zurückgelegt werden, einen wichtigen Beitrag zur CO₂-Reduktion.

Herr Balmer, Sie setzen auf den Touren der Genossenschaft Migros Ostschweiz GMOS seit kurzem drei Trucks mit Gasantrieb ein. Wieso haben Sie sich für diesen Antrieb entschieden?
Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik GMOS:
Die Migros Ostschweiz beschäftigt sich seit jeher mit alternativen Treibstoffarten. Das liegt uns sozusagen in den Genen. Wir hatten schon bei den Themen Biodiesel und Russpartikel-Filter eine Pionierrolle inne. Der Gasantrieb passt zu unserem Anforderungsprofil: Wir haben ein grosses Wirtschaftsgebiet, von Schaffhausen bis ins Bündnerland, Autobahn- wie auch Überlandverkehr in hügeligem oder gar gebirgigem Gelände. Damit der LKW-Transport mit Anhänger möglich ist, braucht es mindestens 400 PS. Diese Leistung ist jetzt bei Gasmotoren möglich.

Wieso setzen Sie keine Elektro- oder gar Brennstoffzellen-Trucks ein?
Aufgrund der Grösse und der topographischen Beschaffenheit unseres Wirtschaftsgebietes ist ein Elektrolastwagen nicht sinnvoll. Unsere LKW werden im Rotationsverfahren auf allen Touren eingesetzt. Mit einem Elektrolastwagen wären wir im Einsatz und in der Planung sehr eingeschränkt. Ganz anders ist das beispielsweise bei unserer Partnergenossenschaft Migros Zürich. Dort – in Stadt und Agglomeration – ist ein E-LKW eine gute Lösung. Die Wasserstofftechnologie wird für den schweren Güterverkehr in Zukunft eine bedeutende Rolle einnehmen. Wir planen demnächst, ein erstes Fahrzeug in Betrieb zu nehmen. Wasserstoff-LKW sind allerdings noch in der Entwicklungsphase, während der Gasantrieb eine ausgereifte Technologie ist. Doch wollen wir bewusst die verschiedenen alternativen Antriebsarten nicht gegeneinander ausspielen; schliesslich definiert die Aufgabe die Antriebsart.

Gibt es auch Einschränkungen für den Einsatz der CNG-Fahrzeuge?
Die einzige Einschränkung ist die Reichweite. Bei unseren biogasbetriebenen Lastwagen liegt diese bei rund 400 Kilometern.

Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik GMOS

Ab wann lohnt sich der Umstieg auf einen CNG-LKW und welche Vorteile bieten sie?
Die Technologie ist erprobt, sie ist serientauglich und kann quasi «ab Katalog» bestellt werden. Zudem gibt es genügend heimisches Biogas und die Tankstellen sind vorhanden – auch wenn in der Ostschweiz noch etwas dünn gesät. Setzt man auf Biogas, so wie die Migros Ostschweiz dies tut, liegt der Vorteil klar bei der Reduktion der Schadstoffe – in erster Linie natürlich beim deutlich geringeren CO2-Ausstoss. Gleichzeitig ist ein Gasmotor leiser, was uns bei den frühmorgendlichen Belieferungen in Wohnquartieren und Innenstadtbereichen deutlich hilft.

Sie lassen die CNG-Trucks sogar das leicht teurere Biogas tanken, weshalb?
Die Migros Ostschweiz hat sich dazu entschlossen, bei alternativen Antrieben die ökologisch beste Variante einzusetzen. Beim Gasantrieb ist dies Biogas, und zwar nur solches aus der Schweiz. Beim Wasserstoff bedeutet es, dass dieser nur mit Ökostrom hergestellt werden darf.

Gibt es durch den alternativen Antrieb allenfalls auch Einschränkungen bei der Nutzlast oder beim Einsatzgebiet?
Lastwagen mit Gasantrieb haben keine Einschränkung bezüglich Nutzlast. Die Reichweite hingegen könnte durch den Einsatz von LNG deutlich gesteigert werden. Da wir aber mit 100 Prozent Schweizer Biogas fahren wollen, und es noch keine Verflüssigungsanlage in der Schweiz gibt, fahren wir zurzeit eben mit CNG. Doch für uns reicht dies aus.

Was bedeutet die Umstellung auf den CNG-Antrieb für die Fahrer?
Da es sich um einen Ottomotor und nicht einen Selbstzünder handelt, braucht es eine kurze Umstellungsphase. Einmal daran gewöhnt, fährt sich der Gasantrieb hervorragend. Die 460-PS-Motoren unserer Biogas-Lastwagen haben eine beeindruckende Drehmomentkurve. Es ist eine wahre Freude, ein solches Gefährt zu pilotieren.

Der Einsatz der drei Biogas-Trucks ist vorerst ein Test. Was sind Ihre Pläne für die weitere Dekarbonisierung der Transportlogistik bei der GMOS?
Bei zwei der drei eingesetzten Fahrzeuge ist die Testphase vorbei und wir haben beschlossen, diese in den regulären Liniendienst zu übernehmen. Beim dritten LKW, einem Wechselpritschenfahrzeug, haben wir die Testphase gerade erst gestartet. Diese läuft bis in den Herbst und dann entscheiden wir weiter. Bezüglich der weiterführenden Pläne: Die Migros-Gruppe – und damit auch die Migros Ostschweiz – will die Dekarbonisierung im Güterverkehr konsequent vorantreiben und so ein deutliches Zeichen setzen. Nebst alternativen Antrieben gehören dazu auch Transporte auf der Bahn und – was nicht so direkt auf der Hand liegt – die Digitalisierung mit Simulationen, Routenbildung und Transportkettenplanung. Denn der ökologischste und günstigste Kilometer ist jener, der nicht gefahren wird. (jas, 18. Mai 2020)

Migros Ostschweiz
Migros-Chauffeur Arif Sabic überprüft nochmals seinen Biogas-Truck, bevor er frühmorgens zu seiner nächsten Tour aufbricht.

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